XXV. Tagung der AG Musik im VBS

„Great sounds – sounds great“
Vom Umgang mit Tönen am PC im Musikalltag
Was gibt’s? Wie geht’s? - Ich kann’s!

vom 29.09 - 03.10.2013
im Bildungshaus Maria Trost in Graz/Österreich

 
Audacity - Workshop - In welcher Weise kann die Arbeit am PC – als eine Kulturtechnik unserer Zeit – sinnvoll im Bereich „Soundbearbeitung“ eingesetzt werden?

Wie kann ich hier mit blinden und sehbehinderten Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, unabhängig vom Bildungsgang und Grad der Behinderung, kreativ arbeiten?
 
Was brauche ich, wenn ich eine Musikstunde oder ein Schülerkonzert aufnehmen will und wie kann ich ohne größeren Aufwand eine CD oder ein Hörspiel erstellen?
 
Das weitreichende Gebiet der digitalen Soundbearbeitung bietet für unseren musikalischen Alltag ungeahnte Möglichkeiten. Für Einige ist dieses Feld noch voller Hürden und Rätsel, die wir gemeinsam lösen wollen. Andere möchten ihre Kenntnisse auf diesem Gebiet erweitern. Viele Begriffe der digitalen Welt wie z. B. Volume, Equalizing, Delay usw. begegnen uns immer wieder. Deren Bedeutung möchten wir klären.
Dazu laden wir alle interessierten Kolleginnen und Kollegen auf eine abenteuerliche Entdeckungsreise in die Welt der digitalen Klangbearbeitung ein. Start, Ziel und das Verweilen an verschiedenen Stationen können hierbei individuell verschieden sein, d.h. die Workshops orientieren sich an den Lernenden:
 
Was möchte ich können?
            Was brauche ich für meine Arbeit?
                        Was kann ich wie weitervermitteln?
 
Auf dieser spannenden Reise erfahren Sie, wie man mit einem digitalen Soundbearbeitungs-programm (wir verwenden das Freeware-Programm „Audacity“) Klänge speichert, verändert und mischt.
Wir werden miteinander Klanggeschichten und Lieder aufnehmen und wollen auch „akustische Hintergründe“ erstellen und hinterfragen (Musik und Manipulation).
Wir vermitteln, wie eine „sinnvolle Mikrofonierung“ bei Aufnahmen aussehen kann und stellen verschiedene Systeme und Möglichkeiten vor.
Jeder Teilnehmer erhält neben der fachlichen Einführung und Begleitung über den gesamten Tagungsverlauf von Walter Rainwald (Graz), Erich Schmid (Wien) und Oliver Zenz (Friedberg) einen schriftlichen Reiseführer an die Hand, der auch nach der Tagung weiter hilfreich unterstützen kann.
Ziel der Tagung ist es, Ihre Freude am Spielen mit Klängen zu wecken und Ihre individuell gewünschte Medienkompetenz auf dem Gebiet der elektronischen Soundbearbeitung zu erweitern und zu festigen.
 
Selbstverständlich werden wir uns auch bewegen, singen und musizieren:
In den Workshops von Horst Großnick (Düren), Beate Hesse (Friedberg) und Oliver Mielke (Ilvesheim) werden wir aktuelle und erprobte Lieder mit Bewegung und Percussionsbeleitung singen, tanzen und musizieren. Zum Thema passend wollen wir ausgewählte Ergebnisse dieser Workshops aufnehmen und am PC weiter verarbeiten. 
 
Ein weiterer Höhepunkt wird ein musikalischer Folkloreabend mit „offenem Musizieren“ angeleitet von Monika Rainwald sein.
 
Für optimale Mitarbeit ist es sinnvoll, dass jeder Teilnehmer einen Laptop (sei es das Eigene oder ein Geliehenes) mitbringt. Die AG Musik kann keine Geräte zur Verfügung stellen.
 
Lieder für Kleine und Große“ - Singen, Arrangieren mit Cajon und Kleinpercussion plus Aufnahme der Ergebnisse (mit Horst Großnick).

„G‘sungen & G‘spielt“
Offenes Singen, Tanzen und Musizieren in steirischen Landen und gemütlicher Atmosphäre mit Monika Rainwald. Wir spielen miteinander "Musik zum Mitmachen“ für alle, die Lust auf gemeinsames Singen und Musizieren haben.
Bitte unbedingt mitbringen: Blockflöten, Freude, Gaudi, Geigen, Gelassenheit, Gitarren, Heiterkeit, Mundharmonikas, Trommeln, Zeit, … und: „Des anzige schwierige is di Sproch“

Referenten

Erich Schmid, Lehrer u.a. für Musik und Informatik am Bundesblindenerziehungsinstitut Wien,  Kantor und Chorleiter, Vorsitzender der österreichischen Brailleschriftkommission, Leiter der Arbeitsgruppe IT4Blind in der Österr. Computer Gesellschaft
 
Oliver Zenz, Studium am "New England Conservatory for Music" (Boston USA),  Komposition und Produktion verschiedener Filmmusiken (2 Filmpreise), Vertrieb von Blindenhilfsmitteln, Produktionen mit div. Ensembles und Beschallung von Musicals
 
Walter Rainwald, SPZ Odilien-Institut in Graz, Lehramt für Englisch, Musikerziehung, Religion und Informatik. Kantor und Organist. Obmann des OCC (Österreich Computercamp für sehbehinderte und blinde Kinder), Mitarbeit im Management-Team des ICC (International Camp on Computers and Communication)

Horst Großnick, Musiklehrer der Louis-Braille-Schule in Düren für alle Klassenstufen; Komponist u.a. der Lieder von „Fidibus“ und „Tonbande“, Gitarrist und Chorleiter

Monika Rex-Rainwald,  Aufbaustudium für elementare Musik- und Bewegungspädagogik an der Musikuniversität Salzburg (Orff-Institut); Lehrauftrag für elementare Musik- und Bewegungserziehung an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Graz.

Tagungsprogramm

Sonntag, 29.09.2013
 
15:00 Anreise im Haus "Maria Trost"
     
18:00 Abendessen
     
19:00 – 21:00 "Wir richten uns ein"; Begrüßung, Vorstellungsrunde und Laptopcheck - Wer steht wo, wer kann was, wer braucht was, wer kann unterstützen?
 
 
Montag, 30.09.2013
 
08:15 Frühstück
 
 
     
09:00 – 09:30 Beate Hesse und
Oliver Mielke
Warm up
     
09:30 – 10:45 Walter Rainwald
Erich Schmid
Oliver Zenz
Audacity 1
     
11:00 – 12:15   Audacity 2
     
12:30 Mittagessen mit Kaffeepause  
     
15:00 – 16:15   Audacity 3
 
     
16:30 – 17:45   Audacity 4
 
     
18:00 Abendessen  
     
19:00 Beate Hesse und
Oliver Mielke
Lieder mit Bewegung
 
 
Dienstag, 01.10.2013
 
08:15 Frühstück  
     
09:00 Horst Großnick Warm up
     
09:15 – 10:15 Oliver Zenz und Beate Hesse Mikrofonierung: „Was gibt es – wie stelle ich auf?“
     
10:30 – 12:15 Horst Großnick Lieder für „Kleine und Große“; Aufnahmen
     
12:30 Mittagessen
 
 
     
14:00   Odilien-Institut Führung, anschließend Graz-Kultur
     
17:15   Treffen beim Rathaus
     
17:30   Empfang beim Bürgermeister
 
 
Mittwoch, 02.10.2013
 
08:15 Frühstück  
     
09:00 – 10:30 Horst Großnick Lieder für „Kleine und Große“ mit Horst Großnick; Aufnahmen
     
10:45 – 12:15 Digitale Klangwerkstatt in Kleingruppen und Mini-Workshops mit individuellen Pausen
     
12:30 Mittagessen  
     
14:00 Odilien-Institut Führung, anschließend Graz-Kultur
     
15:00 – 17:30 Fortsetzung der digitalen Klangwerkstatt in Kleingruppen
     
18:00 Abendessen  
     
19:00 Monika Rex-Rainwald „G’sungen und g’spielt“ - Steirischer Abend
 
 
Donnerstag, 03.10.2013
 
08:15 Frühstück  
     
  Räumen der Zimmer, Begleichen der Unterbringungs- und Versorgungskosten
     
09:15 Festigung des Gelernten und abschließende Fragen
   
10:30 Offene Musikstunde, gemeinsames Musizieren
   
11:30 Abschluss, Resümee, Ausblick
   
12:30 Mittagessen
Abreise
 

Nachlese

Im Herbst 2013 tagte die AG Musik wieder einmal in der schönen österreichischen Kulturstadt Graz, in der 2016 der nächste Kongress stattfinden wird. Das Bildungshaus Maria Trost bot die geeigneten Räumlichkeiten, beste Versorgung und ein herrliches Ambiente zum Tagen.
Das Thema „Great Sounds – sounds great“ wurde als Überbegriff für das weitreichende Gebiet und die vielen Möglichkeiten der digitalen Soundbearbeitung im musikalischen Alltag gewählt.
Die Arbeit am PC – als eine Kulturtechnik unserer Zeit – kann ebenso sinnvoll im heutigen Musikunterricht im Bereich der „Soundbearbeitung“ mit blinden und sehbehinderten Schülerinnen und Schülern eingesetzt werden.  Doch nicht nur für den Schulbereich ist der Einsatz des PC auf diesem Gebiet interessant, sondern auch der Freizeitbereich für Jugendliche und Erwachsene spielt hier zunehmend eine bedeutende Rolle. Die musikalische Erziehung kann dabei von der unendlichen Medienvielfalt, mit der wir immer mehr in Berührung kommen, sicherlich profitieren. So setzt sich auch der zeitgemäße Musikunterricht mit Fragen der Produktion von Musik und der Klanggestaltung auseinander und  findet neue Betätigungsfelder zum kreativen Schaffen.
Kernthema der Tagung war die Arbeit mit dem  Freeware-Programm  „Audacity“. Dieses Programm birgt in sich viele Vorteile für unsere Arbeitsbereiche:
  • Es kann sowohl von sehenden als auch von blinden Menschen gleichermaßen genutzt werden.
  • Es ist weitgehend barrierefrei durch seine umfangreiche Tastaturbedienung und seine Kompatibilität zu Screenreadern.
  • Es ist kostenlos und darf uneingeschränkt verbreitet werden.
  • Es ist sehr umfangreich und dabei dennoch einfach zu verstehen und zu bedienen.
  • Es steht für jedes der drei großen Betriebssysteme zur Verfügung.

Audacity bietet die Möglichkeit, Audiomaterialien selbst zu erstellen, welche im Unterricht verwendet werden können. Audacity ist gleichzeitig ein wunderbares Werkzeug für  Schülerinnen und Schüler (nachdem sie gut angeleitet wurden)  kreativ im Sinne der musikalischen Erziehung zu experimentieren und zu arbeiten. Daraus ergibt sich zudem die Chance einer gemeinsamen barrierefreien Freizeitgestaltung  auch mit Sehenden.
Zentrales Begleitmaterial der Tagung war ein Memory Stick mit dem Programm und ein eigens von den Dozenten Prof. Walter Rainwald (Graz), Prof. Erich Schmid (Wien) und Oliver Zenz (Friedberg) erstelltes Skript, das nach der Tagung zum Nachschlagen und ebenso als Unterrichtsmaterial eingesetzt werden kann.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen bestens ausgerüstet mit Laptops, Headsets und Braille-Geräten am Sonntagabend in Graz an. Der erste Abend war ausgefüllt mit Organisatorischem, wie Laptopcheck und Einrichten der Programme. Zu klären galt zunächst, wie der individuelle Stand eines jeden Einzelnen war – eine wahre Herausforderung für die drei Dozenten.
Stimmungen vor der Tagung: „Ich bin gespannt, Angst habe ich auch.“    „Ich bin kein Spezialist, die normalen Sachen kann ich, aber…“    „ Alles ganz neu, bin vorsichtig, aber optimistisch!“  „Ich bin auch ängstlich, weil ich weiß, dass alle mehr können als ich.“
Prof. Rainwald, Prof. Schmid und Oliver Zenz waren bestens vorbereitet und für alle Eventualitäten gewappnet und konnten die Berührungsängste in recht kurzer Zeit ausräumen.
In mehreren aufeinander aufbauenden Workshops vermittelten die Dozenten den hochmotivierten Teilnehmerinnen und Teilnehmern  die Nutzung dieses Soundbearbeitungsprogramms verständlich und eindrucksvoll.
Ziel der Tagung war es, die Medienkompetenz der Teilnehmerinnen und Teilnehmer  auf dem Gebiet der elektronischen Soundbearbeitung zu erweitern und zu festigen. Hierbei war es wichtig, dass diese in der Folge ihr Wissen ihren Arbeitsfeldern entsprechend einsetzen und ebenso an blinde und sehbehinderte Kinder, Jugendliche und Erwachsene weitervermitteln können.
Aktives Musizieren stand selbstverständlich auch auf dem Programm. So wurde zwischendurch getanzt, gesungen, getrommelt und gespielt. Für morgendliche Warmups sorgten Oliver Mielke und Beate Hesse.
Horst Großnick (Düren) stellte mehrere Lieder aus eigener Produktion vor. Hier waren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aufgefordert, in kleineren Gruppen einfache Arrangements so zu erarbeiten, dass diese mit ihren Schülerinnen und Schülern im Musikunterricht umsetzbar sind.
Die Ergebnisse wurden aufgenommen und mit dem Programm „Audacity“ anschließend bearbeitet. Zum Thema „Aufnahmetechniken und Mikrofonierung“ erläuterte Oliver Zenz  die verschiedenen Möglichkeiten der Raumklangaufzeichnung und erklärte die Charakteristika der handelsüblichen Mikrofone.
Unter dem Motto „G‘sungen und G‘spielt“ arrangierte Monika Rex-Rainwald mit ihren Kindern und Ehemann Walter Rainwald einen fröhlichen Folkloreabend, an dem alle eingeladen waren, mit zu musizieren und zu tanzen. Es gab viele Anregungen, wie „Offenes Muszieren“ interessant und charmant gestaltet werden kann.
Mehrere kleine Highlights rundeten das Ganze ab. Die Tagungsteilnehmer kamen gleich bei zwei Empfängen in den Genuss österreichischer  Gastfreundschaft:
Die geplante Besichtigung des Odilieninstitutes begann mit einem Empfang mit „kulinarischen Schmankerln“ aus der Region. Herr Direktor Haberer und Schulleiterin Frau Nimmrichter vermittelten in ihren Vorträgen interessante Einblicke  in die Strukturen der Einrichtung. Zu den Themen „Schulpolitik in Österreich und Deutschland“ und „Umsetzung und Auswirkung der Inklusion an Blinden- und Sehbehindertenschulen“ entstand im Anschluss eine angeregte Diskussion.
Nach einem Stadtrundgang waren die Tagungsteilnehmer  am Abend  zu einem Empfang im Rathaus der Stadt Graz mit anschließendem  Buffet geladen. Als kleinen Dank an die Stadt Graz gab es seitens der  AG Musik Calvados aus Hessen mit einem kleinen musikalischen Ständchen. In fröhlicher Runde entwickelten sich interessante Gespräche mit Grazer Stadtpolitikern.
Im Schlussplenum gab es viel Lob an die Organisatoren und Dozenten für die  gelungene und abwechslungsreiche Tagung.
Alle haben viel gelernt, tolle Eindrücke gewonnen und freuen sich auf einen erneuten Aufenthalt in Graz beim Kongress für  Blinden-  und Sehbehindertenpädagogik 2016.

Beate Hesse

Impressionen

Skripten zur Tagung