XXXII. Jahrestagung der AG Musik

Woher kommst du – was singst du, was hörst du?
In 1001 Takten durch die Welt.


05. – 08.10.2021
Bayerische Musikakademie Hammelburg

 
Die kulturellen Wurzeln vieler unserer SuS liegen außerhalb Deutschlands. Mit Interesse an anderen Musikkulturen und der Einbeziehung „fremder“ Klänge in unseren Musikunterricht können wir einen Beitrag zum gegenseitigen Verständnis und gutem Miteinander leisten. Deshalb wollen wir unter dem diesjährigem Tagungsmotto den regionalen und internationalen Wurzeln unserer Schülerschaft musikalisch nachspüren.
 
Als Hauptreferenten dafür konnten wir Ali Ungan gewinnen. Er ist Mitbegründer der Orientalischen Musikakademie Mannheim. Seit 2008 leitet er Kooperationsprojekte, denen sein Konzept „Interkulturelles Lernen durch Musik und Bewegung“ zugrunde liegt, und kann auf Unterrichtserfahrungen in verschiedenen Schulformen verweisen.
 
Ali Ungan wird uns in die Musik des Orients einführen und mit uns eintauchen in die Welt fremder Rhythmen und Tonalitäten. Neben Informationen zu Land, Leuten und Sprache werden wir traditionelle Instrumente kennen lernen und einige davon auch selbst erproben. Bewegung kommt ins Spiel, wenn wir spirituelle und volkstümliche Tänze sehen und umsetzen. Einblicke in die MAKAM, die orientalische Musiklehre, helfen beim Verständnis der exotischen Melodieverläufe und erleichtern die Umsetzung im Unterricht. Gemeinsamer Gesang rundet unsere musikalische Reise durch den Orient ab.
 

Workshops

Aus aktuellem Anlass haben wir einen weiteren Schwerpunkt ins Tagungsprogramm aufgenommen. Hinter uns liegen 1 ½ Jahre Musikunterricht unter erschwerten Bedingungen. Die Pandemie hat uns stark herausgefordert. Welche Hürden waren zu überwinden? Was gelang besonders gut? Welche Erfahrungen kann man für den Unterricht in „normalen“ Zeiten übernehmen? Und wie behalten wir dabei die besonderen Bedürfnisse unserer sehbehinderten / blinden Schülerschaft im Blick?
 
Persönliche Berichte und die Vorstellung von Projekten durch Beate Hesse (Friedberg), Torsten Nowitzki (Rückersdorf) und Brigitte Mühlmann (Ilvesheim) bilden die Grundlage für unseren Erfahrungsaustausch.
Weitere Beiträge aus der Reihe der Teilnehmer sind nach Absprache willkommen.
 
Brigitte Mühlmann (Ilvesheim) bietet einen Workshop zum Thema
„Ein-Harmonien-Lieder, musiziert mit Melodie-Instrumenten“ an.
 
Thomas Loscher (Friedberg) zeigt in seinem Workshop wie man ein (Musik-)Video mit PowerPoint erstellen kann.
 
Nora Nienke (Leipzig) und Beatrice Ohnsorge (Leipzig) werden mit uns anwendbare Tänze für Groß und Klein erarbeiten.

Tagungsprogramm

Dienstag, 5.10.2021
 
14:30  Kaffee  
     
15:30 Begrüßung „Hier spielt die Musik“  -
Musikalischer Auftakt und Organisatorisches
     
    „Musikunterricht in Corona-Zeiten“
Blick zurück und Blick nach vorne u.a. mit Beiträgen von
Beate Hesse (Friedberg),
Torsten Nowitzki (Rückersdorf) und
Brigitte Mühlmann (Ilvesheim)
     
18:00  Abendessen  
     
19:00   „Musikunterricht in Corona-Zeiten“ Weiterführung des Themas
     
im Anschluss   „Tänze für Klein und Groß“
Beatrice Ohnsorge und Nora Nienke
 
 
Mittwoch, 6.10.2021
 
08:30 Frühstück  
     
09:30   Ali Ungan – Plenum
(mit Pausen)
     
12:00 Mittagessen    
     
14:30  Kaffee  
     
15:30   Ali Ungan – Plenum
(mit Pausen)
     
18:00  Abendessen  
     
19:00   Offene Musikstunde – Austausch
 
 
Donnerstag, 7.10.2021
 
08:30 Frühstück  
     
09:30   Ali Ungan – Plenum
(mit Pausen)
     
12:00  Mittagessen  
     
14:30 Kaffee  
     
15:30   Ali Ungan – Plenum
(mit Pausen)
     
18:00  Abendessen  
     
19:00   Präsentation der Ergebmnisse
mit Ali Ungan
 
 
Freitag, 8.10.2021
 
08:30 Frühstück  
     
09:30   „Ein-Harmonie-Lieder“
Brigitte Mühlmann
     
09:30   Wie erstelle ich ein (Musik-)Video mit PowerPoint?
Thomas Loscher
     
11:00   Resümee und Ausblick auf weitere Tagungen und den Kongress 2023 in Marburg
     
12:00 Mittagessen  
 
 
 

Nachlese

Groß war die Vorfreude auf die diesjährige Tagung der AG Musik des VBS. Sie fand vom 5. bis 8.10 2021 unter dem Motto „Woher kommt du - was singst du, was hörst du?  In 1001 Takten durch die Welt“ in der Bayerischen Musikakademie Hammelburg statt.
Wie beginnt man eine Tagung mit musikalischen Teilnehmern? Mit Gesang natürlich! Das lange so schmerzlich vermisste gemeinsame Musizieren schaffte sofort eine Verbindung untereinander. Die Teilnehmergruppe war wieder in bewährter Art bunt gemischt, kam aus verschiedenen Bundesländern, Schulformen und Arbeitsbereichen. Das machte schon in der Vorstellungsrunde Lust auf das Tagungsprogramm, fachlichen Austausch und auf viele Pausengespräche. 

 
Musikunterricht in Zeiten von Corona
 
Die Leiterin unserer AG, Beate Hesse (Friedberg), ging in ihrer Begrüßung darauf ein, dass seit Corona nichts mehr als selbstverständlich gelten kann. Durch das Singverbot war der Musikunterricht in Pandemiezeiten besonderen Einschränkungen unterworfen. Das drückte ganz schön aufs Gemüt…  

Umso schöner war es, dass wir gleich mit Gesang beginnen konnten. Torsten Nowitzki (Rückersdorf) stellte die im vergangenen Jahr entstandene Weihnachts-CD und einige Liedanimationen vor und erläuterte, wie die Arrangements aufgebaut werden können, um auch Schüler mit sehr starken Einschränkungen am Musizieren beteiligen zu können.

Notlagen wie Pandemiebedingungen und Distanzunterricht verhindern gewohnte Abläufe, setzen aber auch Kreativität frei und eröffnen Chancen. Das zeigten die Beispiele aus der Praxis eindrücklich. So wurden z.B. CDs aufgenommen, Videos und Powerpoints mit Musik erstellt, passende Lieder gedichtet, Geschichten erfunden und vertont, fächerübergreifend gearbeitet und neue technische Möglichkeiten erprobt. Video- und Tonaufnahmen, die z.B. über den Schulserver abrufbar waren, versuchten die Lücken zu schließen, die durch abgesagte Schulveranstaltungen und Konzerte entstanden war. Die positive Resonanz darauf ermuntert dazu, solche Wege in der Schule zukünftig mehr zu nutzen.  

Teilnehmerbeiträge sind immer ein Quell der Anregungen und Anlass für fachlichen Austausch auf hohem Niveau. Neueste Entwicklungen im Hilfsmittelbereich werden in die Runde getragen und Materialien weitergegeben. Ein großer Dank geht in diesem Zusammenhang an Torsten Nowitzki (Rückersdorf), Beate Hesse und Thomas Loscher (Friedberg) sowie an Brigitte Mühlmann und Christiane Walz (Ilvesheim), die mit interessanten Beiträgen die Tagung bereicherten.  

Die Phasen des Lernens in festen Gruppen rückte auch das fächerübergreifende Unterrichten wieder in den Fokus. Dazu passte der Beitrag von Brigitte Mühlmann (Ilvesheim) perfekt. Sie stellte ein Projekt vor, das Deutschunterricht (Lernwissen zu den Wortarten, Erzählen nach Schlagwörtern) und Musik (Musikhören, Programmmusik) miteinander verband. Am Ende entstanden unterhaltsame Fantasiegeschichten mit musikalischer Untermalung.  

Nora Nienke und Beatrice Ohnsorge (Leipzig) brachten uns am Abend noch einmal heftig in Bewegung, als sie klassenerprobte Tänze mit uns übten. Wie immer waren die schulpraktischen Beiträge nicht nur mit wohlüberlegten didaktischen Hinweisen angereichert – sie machten auch Spaß! 

 
Tagungsthema „Klänge aus 1001 Nacht“
 
Wir haben eine heterogene Schülergemeinschaft mit verschiedenen kulturellen Hintergründen und Wurzeln. Darauf kann und sollte man im Musikunterricht eingehen. Damit uns das noch besser gelingt, wurde als Tagungsreferent Ali Ungan, Mitbegründer der Orientalischen Musikakademie Mannheim, eingeladen. Er ist ein anerkannter Experte der Weltmusik, speziell der orientalischen Lieder, Tänze und Instrumente.

Aber was ist „orientalische Musik“? Eine kurze Orientierung auf der Karte zeigt schon, wie groß und vielfältig das gemeinte Gebiet ist und dass der Begriff „orientalisch“ nicht alles erfassen kann. Als Oberbegriff über ein in sich heterogenes Kulturgebiet kann er die großen nationalen Unterschiede nicht ausreichend widerspiegeln. Ali Ungan wirbt stark für Sensibilität gegenüber den verschiedenen Nationalitäten, Traditionen und Befindlichkeiten. Angesichts der gemischten Schülergruppen findet er eine diesbezügliche Wissenserweiterung bei Pädagogen unabdingbar. „Wenn wir es nicht kennen, können wir es nicht wertschätzen“ (Zitat Ali Ungan)

Und deshalb tauchten wir ein in die uns fremden Klänge und Zungen, übten türkische Lieder und Tänze, lauschten seinem Spiel auf der Saz und bestaunten die vielen ausgestellten Instrumente.

Ein Einblick in die verschiedenen Skalen türkischer, syrischer und arabischer Musik brachte erst einmal Verwirrung und ließ Zweifel an der schulischen Einsetzbarkeit aufkommen. Angesichts der von Ali mitgebrachten Instrumente (Rabab, Ney, Saz, Oud, Tabla u.a.) ergriff uns dann die Experimentierfreude. Nach langem Zupfen und Streichen ließ sich tatsächlich das Lied „Seni ben severim“ in den Klängen erkennen.

Tanzen ist im türkisch-zentralasiatischen und arabischen Raum mehr als Bewegung. In „Atemliedern“ zu gesungenen Mantren werden Gesten des Gebens und Nehmens, des Empfangens und Dankens getanzt. Dabei wird im Tanzenden eine innere Einheit, eine friedliche Stimmung erzeugt, die von innen nach außen wirksam wird und Harmonie verbreitet.

Neben dem Singen, Tanzen und Musizieren vermittelte Ali Ungan viel Hintergrundwissen zu Mystik und Religion, zu Wortbedeutungen, sprachlichen Feinheiten, Brauchtum und aktuellen Entwicklungen. Eindringlich warb er immer wieder dafür, sich intensiver mit diesen Kulturen zu beschäftigen, ihre Jahrtausende alte Weisheit zu würdigen und ihr in der Schule einen Platz einzuräumen.

Der letzte Tag begann mit 2 Workshops, die von Teilnehmern gehalten wurden. Technischer Input wird von vielen gewünscht und ist inzwischen fester Bestandteil unserer Tagungen. Von Thomas Loscher, Friedberg, lernten wir, wie sich interaktive PowerPoint- Präsentationen erstellen lassen. Über Beamer und an den eigenen PCs konnten verschiedene Möglichkeiten angesehen und selbst umgesetzt werden. Da wurden einige Ängste abgebaut und Lust auf kreatives Gestalten geweckt. Ein fantastisch aufbereitetes Handout stellt sicher, dass das Gelernte daheim angewendet und vertieft werden kann.

Im Workshop "Musizieren mit einem Akkord" stellte Brigitte Mühlmann, Ilvesheim, Lieder aus dem Buch "Simsalasing" vor, für deren Begleitung nur ein einziger Akkord benötigt wird. Mit Hilfe von vielen verschiedenen Melodie- und Harmonieinstrumenten wurden drei Lieder exemplarisch erarbeitet und Möglichkeiten abwechslungsreicher Gestaltung aufgezeigt. So können mit Schülern aller Bildungsgänge und Altersstufen eindrucksvolle Darbietungen entstehen.

Mit einem durchweg positiven Resümee und Ideen für das nächste Treffen endete unsere diesjährige Tagung. Alle waren glücklich, dass wir endlich wieder in Präsenz und auf kurzem, direkten Weg miteinander in fruchtbaren Austausch treten konnten. An dieser Stelle sei allen Vortragenden und dem Organisationsteam, insbesondere der AG- Vorsitzenden Beate Hesse, herzlich gedankt.
 
Mareike Steinhöfel
FZ Sehen, Diesterwegschule Weimar

Impressionen

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